APL 028: Durchtrainiert und sexy wie Matthew McConaughey. So funktionieren Mini Habits

Informationen zu der Episode:

Was braucht es um gut Probleme lösen zu können? Aus meiner Sicht braucht es dazu mehrerlei

  1. Braucht es das richtige Problemlösungs-Mindset – darauf bin ich bereits in Episode 2 ein wenig eingegangen. In der letzten Episode gab‘s dazu auch ein Interview mit dem Motivationstrainer Christian Bischoff.
  1. Das richtige Denken – schnelles Denken oder langsames Denken, wenn man an den Bestseller von Daniel Kahnemann denkt. Es gibt auch die Begriffe automatisches und manuelles Denken, und noch ein paar andere. Für das Lösen von Problemen ist die Art des Denkens sehr wichtig. Dazu wird es noch die eine oder andere Podcast-Episode geben.
  1. Braucht es ein grundsätzliches Verständnis des Problems – Was ist das Ziel? Gibt es ein überhaupt Problem? Wenn ja, wo liegt das Problem? Ist die Fragestellung eher kompliziert oder eher komplex. Und natürlich: handelt es sich tendenziell um ein Effizienz- oder ein Effektivitätsproblem. Auch dazu wird es noch die eine oder andere Folge geben.
  1. Die geeignete Problemlösungs-Systematik, also welche Schritte im Zuge der Problemlösung durchschritten werden sollten – die passende Problemlösungs-Systematik ergibt sich auch in Abhängigkeit davon, ob es sich um ein kompliziertes oder ein komplexes Problem handelt.

Und schließlich

  1. Braucht es Werkzeuge und Tools entlang des Problemlösungsprozesses. Auch hier dürfen Sie sich noch auf einige Episoden freuen.

Jeder dieser Punkte ist wichtig. Besonders wichtig ist meiner Erfahrung nach das richtige Mindset, die richtige Einstellung.

Heute möchte ich darauf eingehen, wie man zu einem guten, geeigneten und erfolgsversprechenden Problemlösungs-Mindset kommt. Also nicht nur, wie es aussieht, sondern wie man selber ein solches Mindset erreichen kann. Was man tun muss, um wie ein guter Problemlöser zu denken und handeln.

Ein gutes Problemlösungs-Mindset  hat nach meiner Erfahrung folgende Attribute

  • Positiv – d.h. nicht nach dem OB, sondern nach dem WIE fragen. Also nicht, OB ich ein Problem lösen kann, sondern WIE ich ein Problem lösen kann.
  • Offen und Neugierig – d.h. nach den tatsächlichen Ursachen für ein Problem suchen.
  • Kritsch und Selbstkritisch – d.h. hinterfragen, ob man tatsächlich am Ziel der Suche ist. Nicht mit dem erstbesten Ergebnis zufrieden sein. Die Meinung ändern, wenn sich die Fakten ändern.
  • Aktiv – d.h. Probleme löst man nur indem man handelt

Wenn wir vom Mindset, von Einstellungen sprechen, dann geht es ganz stark um Glaubenssätze. Und da fällt mir immer die berühmte Stelle aus dem Talmud ein.

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Deine Worte.

Achte auf Deine Worte, denn sie werden Deine Handlungen.

Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Deine Gewohnheiten.

Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.

Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

Verkürzt könnte man daraus schließen:

„Fein, ich achte also auf meinen Gedanken, meine Worte, Taten, Gewohnheiten, mein Charakter und mein Schicksal ergeben sich daraus wie von selbst.“

Leider aber, und das wissen Sie, das weiß ich, lassen sich Gedanken gar nicht so leicht steuern.

Ich meine, Sie kennen das doch auch, oder? Ich bin müde, mir geht’s nicht so gut, und auf einmal kommen ungebetene Gedanken von allen Seiten.

Das geht doch nicht.

Das kannst Du nicht.

Die mögen Dich nicht.

Du hast keine Chance.

Das können Sie gerne nach Bedarf ergänzen.

Und wenn die ungebetenen Gedanken kommen, dann ist „achte auf Deine Gedanken“ erheblich leichter gesagt als getan. Das auf die Gedanken achten ist ein guter Beginn, aber auch nicht mehr.

Meine Erfahrung ist, dass man bei der Kette aus Gedanken, Worten, Handlungen, Gewohnheiten, Charakter und Schicksal auch an anderer Stelle beginnen kann.

Und genau hier kommt Matthew McConaughey ins Spiel.

Kennen Sie Matthew McConaughey? Er ist ein Hollywoodschauspieler, in der Vergangenheit bekannt für romantische Komödien, in letzter Zeit eher im seriösen Fach zu Hause. Wenn Ihnen der Name nicht sofort bekannt erscheint, dann mag das daran liegen, dass er im deutschsprachigen Raum auch schon ganz anders ausgesprochen wurde. J

Zur besseren Orientierung: er war der Hauptdarsteller bei „Interstellar“, er hat bei der ersten Staffel von „True Detective“ mitgewirkt, und er hat einen Oscar für „Dallas Buyers Club“ erhalten.

Matthew McConaughey wird regelmäßig zu einem der attraktivsten Männer auf diesem Planeten gewählt, und er wurde vor ein paar Jahren vom People Magazine sogar zum „Sexiest Man Alive“ gekürt. Einer der Gründe dafür dürfte sein, dass er unglaublich durchtrainiert ist. Wirklich beeindruckend. Der Mann sieht also schon gut aus.

Es gibt da ein langes Interview von ihm, in dem er ausführlich über sich und sein Leben erzählt, und irgendwann fragt ihn der Moderator:

  • Wie trainierst Du?
  • Wie kommst Du zu diesem unglaublich durchtrainierten Körper?

Und man hört förmlich die Notizblöcke rascheln, weil das will jetzt natürlich jeder gerne wissen. Wie kommt man zu einem solchen Körper? Wie komme ich zu einem solchen Körper?

Und Matthew McConaughey sagt nur

  • I don’t work out.

Also, ich trainiere nicht, ich gehe nicht ins Fitnessstudio.

Und der Moderator darauf, dem fällt sichtlich schwer das zu glauben:

  • Wie was, Du trainierst nicht?

Und Matthew McConaughey sagt darauf:

  • No, I just got a habit – Ich hab da so eine Angewohnheit
  • I break sweat everyday – ich mache jeden Tag etwas, bei dem ich ins Schmitzen komme.

Und das ist genial. Matthew McConaughey bringt ein Prinzip, das manchmal als Mini-Habits, also Mini-Gewohnheiten, manchmal als Micro-Habits und dass ich auch schon unter dem Begriff „Minimalkonstanz“ gesehen habe, auf den Punkt.

Und dieses Prinzip lautet: was Du jeden Tag machst, und sei es noch so klein, das formt Dich. Was Du jeden Tag machst, das formt Dein Leben.

Jetzt kann man natürlich sagen, gut der Matthew McConaughey hat ideale genetische Voraussetzungen, sein Vater war Football-Spieler, breite Schultern und muskulös und alles, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Das mag so sein.

Das Entscheidende aber ist: was man jeden Tag tut, das hat mit der Zeit eine massive Auswirkung auf unser Leben.

Und in diesem Sinne empfehle ich jedem, wirklich jedem, der an seinem Mindset, an seiner Einstellung und an seinen Glaubenssätzen arbeiten möchte, sich dieses Prinzip zu Nutze zu machen.

Das heißt KEINE Neujahrsvorsätze, und KEINE großen Sachen, die Motivation und Überwindung brauchen, und an denen die meisten immer wieder scheitern, sobald sie diese Motivation und Überwindung irgendwann nicht mehr aufbringen.

Sondern: kleine, ganz kleine Ziele, um daraus Mini-Habits also Mini-Gewohnheiten werden zu lassen.

Was heißt das jetzt konkret. Ich nehme mir etwas vor, das mich in eine gewünschte Richtung besser macht. Dann wähle ich eine Dosis, die ich jeden Tag leicht unterbringen kann, für die ich die Zeit und die Willenskraft auf jeden Fall leicht aufbringe. Die Betonung liegt auf leicht. Also nicht,  wenn ich ausgeruht und hochmotiviert bin, sondern immer. In ausgeruhtem und motiviertem Zustand fühlt sich diese Dosis wahrscheinlich nicht leicht, sondern lächerlich leicht an.

Und dann mache ich das jeden Tag. Ohne Ausnahme. Wirklich ohne Ausnahme. Jeden Tag.

Hier einige Beispiele von Dingen, die wirklich sehr wenig Zeit brauchen, und die ich jeden Tag mache. Manche seit Monaten, andere seit Jahren.

  • Einbeinig Zähneputzen. Habe ich von Felix Gottwald, das ist der ehemalige nordische Kombinierer. Einbeinig Zähneputzen verbessert das Gleichgewichtsgefühl, die Koordination unglaublich. Jedes Bein eine Minute. Ich mache das Morgens und Abends beim Zähneputzen. Für mich ist das der Prototyp einer Mini-Gewohnheit, weil keine Zeit kostet und so gut wie keine Überwindung.
  • Liegestütze. Ich mache immer drei Sätze, so viele ich schaffe. Die Idee habe ich vom Extremläufer Norman Bücher, und der macht nur einen Satz. Also einmal runter, so viele machen wie geht, fertig. Meistens mache ich das Morgens, manchmal hole ich es auch am Abend nach.
  • Dann… Ich mache jeden Tag irgendetwas anders als ich es gewöhnlich mache. Da geht es mir um Dinge, die vollautomatisch ablaufen, und ich mache jeden Tag eines davon bewusst anders. Zum Beispiel fahre ich einen anderen Weg ins Büro. Oder ich putze mir die Zähne nicht im Uhrzeigersinn wie sonst immer, sondern im Gegenurzeigersinn. Oder aber ich ziehe mich Morgens in einer anderen Reihenfolge an als gewöhnlich. Oder, oder, oder. Das habe ich übrigens von Jens Corssen, einem Coach, den ich sehr schätze.
  • Lesen: ich lese jeden Tag mindestens 10 Minuten. Und ich meine nicht Zeitung, sondern Fachliteratur, kann auch Erfolgs- oder Ratgeberliteratur sein. Auf jeden Fall etwas, bei dem ich etwas mitnehmen und etwas lernen kann. Normalerweise mache ich das Abends vor dem Einschlafen.
  • Podcast hören: ich höre seit etwa 4 Jahren jeden Tag Podcasts. Meistens auf dem Weg von und zur Arbeit. Die Themenschwerpunkte variieren und ergänzen mein Lesen. Das können Fachthemen sein, gerade am Morgen aber auch gerne etwas, das mich motiviert.

Und noch viele, viele weitere Mini-Habits.

Und all diese kleinen Gewohnheiten haben mehrere Auswirkungen, die sich nach und nach einstellen.

  1. Sie formen. Sie formen den Körper, den Geist, das Denken, je nachdem was man macht.
  1. Sie steigern das Selbstvertrauen. Warum? Weil ich mir etwas vorgenommen habe, man könnte auch sagen, weil ich mit mir etwas vereinbart habe. Und dann mache ich es. Also halte ich meine Vereinbarungen mit mir selber ein. Und wenn ich das mache, dann kann ich mich auf mich verlassen, ich kann mir selbst vertrauen. Das hört sich beim ersten Mal vielleicht ein bisserl komisch an, es funktioniert aber wirklich. probieren Sie’s aus! J
  1. Und schließlich bedeuten diese Dinge, die ich täglich mache, einen kleinen täglichen Erfolg. Und das fühlt sich gut an, und wird jeden Tag mehr und besser.

Es gibt auch negative Beispiele für Dinge, die man jeden Tag macht, und die keine so positiven Auswirkungen haben. Und ich nehme jetzt zwei Beispiele, die vielleicht nicht so offensichtlich sind.

  • Ich kenne einen Radiosender, der jeden Montagmorgen die Staatstrauer ausruft, weil Oh Gott die Arbeitswoche beginnt. Wir müssen jetzt alle wieder zur Arbeit gehen. Wie schrecklich. Ab Mittwoch hellt sich dann langsam die Stimmung auf, und am Freitag heißt es dann „Wochenende, juhu!“, weil die ach so schreckliche Arbeitswoche vorbei ist.

    Und was glauben Sie passiert, wenn Sie jeden Tag der Woche am Morgen hören, dass Ihr Leben beschwerlich ist, weil Ihre Arbeit schrecklich ist und Sie dahin müssen? Es wird ziemlich sicher an 5 Tagen pro Woche ein beschwerliches Leben. Willkommen in der Opferrolle, willkommen in der Zwei-Siebtel-Woche, denn die restlichen fünf Siebtel sind ja die reine Katastrophe.

  • Oder nehmen Sie Gratiszeitungen, die Sie z.B. in der U-Bahn finden. Bis auf ein paar Katzenfotos steht da kaum etwas Nettes oder Positives drin. Und das lesen viele Menschen jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit. Erst der Radiosender, dann die Gratiszeitung. Erst das schreckliche eigene Leben, dann das schreckliche Leben der anderen. Und permanent Sorgen und Ängste.

    Wenn Sie das jeden Tag aufsaugen, dann wirkt das.

Ich hab diese  Gratiszeitungen früher selber gelesen. Das ist Jahre her. Dann habe ich damit aufgehört. Ich hab schon eine Woche später den Unterschied gemerkt. Eine Woche!

Also nochmal: was wir jeden Tag tun, was wir jeden Tag konsumieren, das prägt unser Leben.

So, und jetzt zurück zum Problemlösungs-Mindset. Was kann man, was können Sie täglich tun, um Ihr Problemlösungs-Mindset zu verbessern?